Lene Albrecht und Mirrianne Mahn, reden wir zu wenig über die deutsche Kolonialgeschichte?

Shownotes

Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von Vielseitig! In dieser Folge spreche ich mit den Autorinnen Lene Albrecht und Mirrianne Mahn. Es geht um die Frage, wie wir eine Sprache finden können, um deutsche Kolonialgeschichte, die Geschichten Schwarzer Körper, Schwarzer Menschen erzählen zu können.

Lene Albrecht, *1986 in Berlin, studierte Kulturwissenschaft in Frankfurt (Oder) und am Literaturinstitut in Leipzig. Bisher erschienen sind von ihr »Wir, im Fenster« (Aufbau, 2019), »Weiße Flecken« (S. Fischer, 2024).

Mirrianne Mahn, *1989 in Buea, Kamerun, studierte Anglistik und Amerikanistik in Frankfurt am Main. Sie ist Aktivistin, Politikerin Theatermacherin und Autorin. »Issa« (Rowohlt, 2024) ist ihr erster Roman.

Zur Einordnung die Klappentexte:

Eine junge Frau reist nach Togo, im Gepäck ein Aufnahmegerät und den Auftrag, zu Flucht- und Migrationsursachen zu forschen. Vor Ort trifft sie Menschen und fragt nach ihren Geschichten: eine Schneiderin, die ihrer Abschiebung aus Deutschland zuvorkam, einen jungen Mann, der mit seinem Dienst im Waisenhaus hadert, und den Bibliothekar, der sie aufmerksam macht auf die Europäer*innen, die wie Gespenster das Land bevölkern. Immer mehr zweifelt sie ihre Rolle im Land an und beginnt, sich kritisch mit der eigenen Verstrickung und den Erzählungen ihrer Familie auseinanderzusetzen.

Ein kaleidoskopischer Roman über familiäre Schuld, persönliche Scham und die Frage danach, wie wir unseren Kindern die Welt erzählen wollen.

“Warum er ausgerechnet sie auswählte, ist ungewiss, aber es hieß, sagte meine Mutter, als ich sie danach fragte, dass meine Urgroßmutter sein Lieblingskind war - und, das fügte sie nach einer Pause hinzu, für ein Kind afro-panamischer Abstammung ungewöhnlich helle Haut hatte.”

Eigentlich will Issa diese Reise gar nicht antreten. Schwanger sitzt sie im Flugzeug nach Douala, angetrieben von ihrer Mutter, die bei der bevorstehenden Geburt um das Leben ihrer Tochter fürchtet. In Kamerun, dem Land ihrer Kindheit, soll sie den heilsamen Weg der Rituale gehen, unter den Adleraugen ihrer Omas. Doch so einfach ist das alles gar nicht, wenn man in Frankfurt zu Schwarz und in Buea zu deutsch ist. Der Besuch wird für Issa eine Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte und der Gewissheit, dass sowohl Traumata als auch unbedingte Liebes- und Lebenswille vererbbar sind.

Erwähnte Medien:
Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiß: Der alltägliche Rassismus (2008).
May Ayim, Katharina Oguntoye, Dagmar Schultz (Hg.): Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte (2021, Orlanda).
Black Panther, Serie.

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